Risikofaktor Fisch

Fisch Peter Smola pixelio 470

Fischmahlzeiten sind keine gesundheitlichen Alternativen zu Fleisch!

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Studien publiziert, in denen di gesundheitlichen Risiken des Verzehrs von rotem Fleisch und Fleischprodukten nachgewiesen wurden, z.B. Colon-Karzinom, Pankreas-Karzinom, Diabetes mellitus, Rheuma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.

Häufig lautet dann die Empfehlung Fleischmahlzeiten durch Fischmahlzeiten zu ersetzen; besonders der so genannte „fette Fisch“ wird hochgelobt, weil er Omega-3-Fettsäuren enthält. Es wird häufig so getan, wie wenn Fisch ein lebenswichtiges und gesundheitlich besonders vorteilhaftes Nahrungsmittel sei. Grundsätzlich sei noch einmal betont, dass weder Fleisch noch Wurst, noch Fisch für die menschliche Ernährung erforderlich sind. Vegetarier haben ein deutlich vermindertes Risiko für viele Zivilisationskrankheiten. Es gibt auch mehrere gute pflanzliche Quellen für Omega-3-Fettsäuren, z.B. Leinsamen, Walnüsse, Rapsöl etc. Omega-3-Fettsäuren werden vom Fisch auch nicht selbst gebildet, sondern reichern sich über die Nahrungskette im Fettgewebe des Fisches an. Omega-3-Fettsäuren werden von Mikro-Algen im Meer gebildet. Inzwischen bieten verschiedene Hersteller Omega-3-Öl-Kapseln aus Algen-Öl an.

Das Plädoyer für einen vermehrten Fisch-Konsum fällt ausgerechnet in eine Zeit, in der die Weltmeere weitgehend leergefischt sind. Seit 1950 sind ca. 90 % der Fischbestände verschwunden. Die Fischerei-Industrie verwendet immer aufwändigere und brutalere Techniken im Fischfang. Inzwischen geht die Jagd nach Fischen sogar in den Tiefsee-Bereich. Gezielt nutzen die großen Fischerei-Nationen die wirtschaftliche Not vieler Meeresanrainer-Staaten, um deren Fischgründe auszubeuten. Weil der Fischfang in den Weltmeeren nicht mehr bedarfsdeckend ist, hat man schon in den 80er-Jahren begonnen, Fische in sogenannten „Aquafarmen“ zu züchten. Aquafarmen sind sozusagen Massentierställe unter Wasser, in denen einige zehntausend Fische auf engstem Raum bis zu einem erwünschten Schlachtgewicht herangemästet werden.

Das bekannteste Beispiel für einen Zuchtfisch ist der Lachs und die Meeresforelle. Inzwischen werden in Norwegen aber auch Heilbutt und Dorsch in Aquakulturen gezüchtet. Auch im Mittelmeer gibt es solche Anlagen, in denen neben Lachs die Goldbrasse und der Wolfsbarsch gezüchtet werden.

Inzwischen kommt ein Viertel der Fische, die in Deutschland verzehrt werden, aus solchen Aquakulturen. Die Fische in diesen Kulturen werden meist mit Fischmehl gefüttert. Damit ein Zuchtfisch 1 kg Gewicht zulegt, sind 3 bis 4 kg Fischmehl erforderlich. Es gibt inzwischen eine große Fischmehlindustrie, die im südpazifischen Raum erhebliche Fischmengen fängt. Das daraus hergestellte Fischmehl wird dann den Zuchtlachsen verfüttert.

Das Aquafarming wird nicht nur von Ökologen heftig kritisiert; es gibt inzwischen auch zunehmend Hinweise, dass die europäischen Zuchtlachse erheblich toxinbelastet sind. Umweltwissenschaftler der Universität von Indiana in den USA haben nachgewiesen und in der renommierten Fachzeitung „Science“ publiziert, dass europäische Zuchtlachse in erheblichem Umfang mit polychlorierten Biphenylen, Dioxinen und Pestiziden belastet sind. Wenn man die WHO-Grenzwerte für eine tolerierbare Dioxinaufnahme zugrunde legt, zeigt sich, dass schon der gelegentliche Verzehr von Zuchtlachs die Dioxin-Zufuhr stark erhöht.

Dioxine gehören, das wissen wir spätestens seit dem Seveso-Unglück, zu den schlimmsten Umweltgiften. Es können gravierende Störungen des Nervensystems und Immunsystems auftreten; außerdem erhöht sich beträchtlich das Tumorrisiko. Dioxine, polychlorierte Biphenyle und Chlorpestizide sind fettlösliche oder lipophile Toxine, die sich im Fettgewebe der Fische anreichern.

Die Fische sind auch ein bevorzugtes Objekt gentechnischer Experimente. Diese Fische sind derzeit noch nicht für den menschlichen Verzehr zugelassen. Mindestens 35 Fischarten wurden bisher gentechnisch bearbeitet, mit dem Ziel eines erhöhten Wachstums sowie einer Resistenz gegen Kälte. Man hat erhebliche Angst davor, dass transgene Fische aus ihren Zuchtanlagen ausbrechen könnten. Die Vermischung mit Wildpopulationen könnte die Eigenschaften eines Ökosystems völlig verändern.
Bereits am 10.0.92 war in einer dpa-Mitteilung zu lesen, dass die norwegische Luftwaffe ausgerissene transgene Zuchtlachse bombardierte, um ihre Vermischung mit freilebenden Wildstämmen zu verhindern. Nach einem Orkan waren die Zuchtanlagen der genveränderten Lachse zerstört worden.

Fische, insbesondere langlebige Raubfische wie Thunfisch, Hecht, Heilbutt, können erheblich quecksilberbelastet sein. Quecksilber gelangt durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe sowie durch die Müllverbrennung in die Atmosphäre und damit auch in die Weltmeere. Das anorganische Quecksilber wird von Mikroorganismen in hochgiftige organische Quecksilberverbindungen umgewandelt. Diese organischen Quecksilberverbindungen sind besonders giftig für das Nervensystem und können beispielsweise die frühkindliche Hirnentwicklung erheblich beeinträchtigen. Es gibt viele Berichte über quecksilberbedingte Intelligenzdefizite und Lernstörungen bei Kindern. Die amerikanische FDA und die EU empfehlen Frauen im gebärfähigen Alter oder bei bestehendem Kinderwunsch auf bestimmte Fischarten zu verzichten.

Bei Erwachsenen erhöht Quecksilber erheblich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einschließlich Herzinfarkt. In einigen Studien neueren Datums konnte nachgewiesen werden, dass das Risiko für koronare Herzerkrankung und Herzinfarkt eindeutig mit der Quecksilberbelastung des Körpers korreliert. Die Quecksilberbelastung ist wiederum abhängig vom Fischverzehr.

Langjährige Schwermetallanalysen in der HG Naturklinik Michelrieth haben eindeutig gezeigt, dass die Schwermetallbelastung, insbesondere die Quecksilber- und Zinnspiegel im Vollblut, mit dem Fischverzehr korrelieren. Wer viel Fisch ist, ist am stärksten quecksilberbelastet.

Diejenigen, die den Fischkonsum befürworten, essen oft auch so genannte Meeresfrüchte. Der Verzehr von Muscheln ist mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden. Neuere Studien aus Italien und Spanien haben gezeigt, dass fast 40 % der Muscheln im Mittelmeerraum mit Hepatis-A-Viren infiziert sind. Fast 20 % der Muscheln sind sogar als hochinfektiös einzustufen. Nach Angaben des Leiters des Münchner Tropeninstituts treten ein Großteil der Hepatitis-A-Fälle nach einem Urlaub im Mittelmeerraum auf. Das Münchner Tropeninstitut empfiehlt eine Hepatitis-A-Schutzimpfung vor Reiseatritt, wenn man nicht auf den Muschelgenuss verzichten möchte.

Zu den Meeresfrüchten gehören die Shrimps, auch Garnelen genannt. Diese werden mit einer verwirrenden Vielfalt an Bezeichnung im Handel angeboten wie Krabben, Gambas, Camarones oder Crevetten. Es handelt sich hierbei aber immer um Garnelen, die entweder aus dem nördlichen Atlantik oder aus den warmen Meeren der Tropen kommen. Der steigende Bedarf in den Industrienationen und der Rückgang der Erträge aufgrund der Überfischung der Meere führte Anfang der achtziger Jahre dazu, dass an tropischen Küsten industrielle Zuchtanlagen für Shrimps entstanden. Die Shrimpsindustrie verursacht weitreichende Schäden an der Umwelt. Die Zuchtanlagen werden entlang der tropischen Küsten in Mangrovenwäldern angelegt. Dort werden bis zu 600.000 Tiere pro Hektar Fläche mit Fischmehl gemästet. Dies Produktion von Garnelen erfordert den massiven Einsatz von Antibiotika und Pestiziden, weil die Tiere durch den Dauerstress sehr anfällig für Parasiten und Krankheitserreger sind. In Ecuador wird beispielsweise Chloramphenikol zur Vorbeugung gegen Bakterienerkrankungen eingesetzt, ein Mittel, dass krebserregend ist und zu Knochenmarksverlusten führen kann. Durch den massiven Einsatz von Chemie kommt es zu einer großflächigen Zerstörung der Mangrovenwälder. Nach Schätzungen der FAO wurden in den letzten Jahrzehnten über die Hälfte der ökologisch wertvollen Wälder zerstört. Für die Produktion von 1 kg Shrimps werden 2 – 3 kg Fischmehl verfüttert, etwa 1/3 des eingesetzten Futters verfault, bevor es gefressen wird, was zu einem ständigen Wasseraustausch zwingt. Die Shrimpszucht hat einen enormen Bedarf an Süßwasser, was zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels in den betroffenen Regionen führt. In Thailand stieg die Versalzung der Böden so drastisch an, dass der Reisanbau in der Umgebung von Shrimpsfarmen unmöglich wurde. Die Zerstörung der Mangrovenwälder führt dazu, dass das Hinterland Flutkatastrophen nahezu hilflos ausgeliefert ist, wie man bei der Tsunamikatastrophe im Dezember 2004 eindrucksvoll sehen konnte. Bei intakten Mangrovenwäldern wäre die Flutkatastrophe wahrscheinlich glimpflicher abgelaufen. Die gezüchteten Shrimps dienen in allerersten Linie dem Export; die breite Masse der Bevölkerung profitiert davon nicht.

 

Referenzen

  • Hites RA et al: Global assessment of organic contaminants in farmed salmon; Science 2004 Jan9; 303(5655): 226-9
  • Hites RA et al: Global Assessment of polybrominated diphenyl ethers in farmed and wild salmon; Environ Sci Technol. 2004 Oct 1; 38(19): 4945-9
  • Foran JA et al: Risk-based consumption advice for farmed Atlantic and wild Pacific salmon contaminated with dioxins and dioxin-like compounds; Environ Health Perspect 2005 May; 113(5): 552-6
  • Foran JA et al: Quantitative analysis of the benefits and risks of consuming farmed and wild salmon; J Nutr. 2005 Nov; 135; 135(11): 2639-43
  • Virtanen JK et al: Mercury, fish oils, and risk of acute coronary events and cardiovascular disease, coronary heart disease, and all-cause mortality in men in eastern Finland; Arterioscler Thromb Vasc Biol. 2005 Jan; 25(1): 228-33.
  • Equb 004 Nov 11www.GEO.de – Gelbsucht durch Muscheln
  • www.pro-regenwald.org - Shrimps oder Garnelen: Leckerbissen mit Beigeschmack