Hähnchen mit Keimen belastet: Ökotest deckt auf

Hähnchenfleisch wird als leicht und gesund vermarktet. Außerdem ist es billig: Im Discounter wird die Massenware zu weniger als drei Euro pro Kilo angeboten. Doch der Billigpreis für Verbraucher geht zu Lasten der Tiere. Sie leiden qualvoll, damit der Verbraucher seine Hähnchenkeule auf dem Teller hat. Ist sie wirklich so gesund? Ökotest hat getestet und kritisiert nicht nur die Haltungsbedingungen der Tiere, sondern auch die Qualität.

In der konventionellen Tierhaltung werden bis zu 20 Hühner auf einem Quadratmeter, meist ohne Tageslicht, zusammengepfercht. Ihre einzige Bestimmung in ihrer kurzen Lebenszeit von oft nur 30 Tagen ist, viel Fleisch anzumästen. Am Ende der Mast sind viele Tiere krank und erleiden Schmerzen. In dieser Massenproduktion werden die Tiere nicht mehr als Lebewesen wahrgenommen. Es gibt Beobachtungen von Tierschützern, die belegen, dass kranke, aber noch lebende Tiere, in einem Container für Tierkadaver entsorgt wurden. Auch die Biohaltung ist nicht zufriedenstellend. Hier werden zwar „nur“ 10 Hühner pro Quadratmeter gehalten, aber auch hier herrscht in der Regel Massenproduktion. Nach EU-Norm sind bis zu 4.200 Hühner pro Stall erlaubt, was von den Produzenten meist ausgeschöpft wird.

Ökotest ließ in Speziallaboren Hähnchenkeulen von 14 Hähnchenmastbetrieben, die in verschiedenen Discountern, Supermärkten und Bioläden vertrieben werden, untersuchen. In fast allen Proben konnten Keime nachgewiesen werden, die gegen Antibiotika resistent sind. Biohähnchen machten da keine Ausnahme. In jeder dritten Probe wurden sogar gesundheitsgefährdende Keime gefunden, vorwiegend Campylobacter. Eine Infizierung mit diesem Erreger kann beim Menschen zu Durchfall und Fieber führen. Beim Kochen oder Braten kann er zwar zerstört werden, bei der Zubereitung des Fleisches besteht jedoch ein hohes Risiko, dass Geschirr, Salat und andere Lebensmittel kontaminiert werden.

Und damit nicht genug: Samonellen konnten in den Hähnchenschenkeln von Rewe und von Freiland Puten Fahrenzhausen bestimmt werden, in einer Fleischprobe sogar Listerien. Bei jeder vierten Probe wurden Verderbniskeime nachgewiesen, eine Probe von Wiesenhof wurde sogar als sehr stark verderbnisverkeimt eingestuft. In die Bewertung wurden entsprechende Geruchstest von abweichend bis fäkalisch erfasst.

Insgesamt fiel der Test sehr negativ aus: 10 der 14 Hersteller sind als mangelhaft oder ungenügend durchgefallen, darunter auch zwei Bio-Mastbetriebe. Keiner der Hersteller konnte mit „gut“ oder „sehr gut“ ausgezeichnet werden. Auch die Biohersteller schnitten nicht sehr gut ab, wenn sie auch insgesamt etwas besser bewertet werden konnten. Zwar haben die Bio-Erzeuger weder Antibiotika noch andere Medikamente gegen die Krankheit Kokzidose den Vögeln verfüttert, dennoch waren die Hersteller nicht sehr auskunftsfreudig, was die Tierhaltung betrifft. „Während Lidl und Frikifrisch das schnell und vollständig taten, haben andere gemauert“, so Ökotest-Chefredakteuer Jürgen Stellpflug.

Referenz:
•    Pressemitteilung vom 23.10.2013: Öko-Test Hähnchenfleisch: Hühner sind arme Schweine
•    Sz-online.de, 25.10.203: Verkeimte Keulen